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Organspende? Reden Sie doch mal darüber!

Familie & Vorsorge 3. Juni 2016
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© Alexander Raths / fotolia.com

“Es ist gut, dass 81% aller Menschen in Deutschland der Organ- und Gewebespende aufgeschlossen gegenüberstehen. Allerdings hat nur ein Drittel der Bevölkerung tatsächlich einen Organspendeausweis.” sagt Minister Hermann Gröhe laut BZgA.

Über 10.000 Menschen warten in Deutschland noch auf ein Spenderorgan für eine Transplantation. Am 4. Juni 2016 ist der internationale Tag der Organspende, eine gute Gelegenheit, sich einmal über das Thema Gedanken zu machen und mit seinen Angehörigen über Ansichten zur Organ- und Gewebespende und die eigenen Wünsche als Patient zu sprechen und vielleicht gemeinsam einen Organspendeausweis auszufüllen – denn diesen haben bisher nur knapp ein Drittel der Deutschen.

 

Wir haben Daniela Wolf, Fachanwältin für Familienrecht, Notarin und Smartlaw-Kanzleipartnerin für den Bereich Vorsorge, gefragt:

Warum sollte sich jeder mit dem Thema Organspende auseinandersetzen?

Daniela Wolf: Dieses Thema geht jeden etwas an, da jeder in eine Situation geraten kann, in der er entsprechende Regelungen benötigt. Es können ältere, ebenso aber auch jüngere Menschen sein. Neben Krankheiten können auch Unfälle, sei es im Straßenverkehr oder beim Sport dazu führen, dass Entscheidungen notwendig werden, die vorab festgelegt sein sollten. Ist es erst einmal zu einem Unfall gekommen, ist das oft bereits zu spät.

Meine Organe will doch bestimmt keiner haben!

Darum geht es auch im ersten Schritt nicht. Mit dem Organspendeausweis dokumentieren Sie Ihren Willen für den Fall, dass eine solche Entscheidung einmal notwendig wird.Tatsächlich trifft der Fall, dass eine Organspende überhaupt möglich ist, in nur 1% der Fälle ein. Doch zunächst steht Ihre persönliche Entscheidung an: Wären Sie damit einverstanden oder nicht?

Gründe für eine Organspende

Nach einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geben die Befragten folgende Gründe für eine Entscheidung an:

  • 77% möchten anderen Menschen helfen
  • 17 % weil die eigenen Organe nach dem Tod nicht mehr benötigt werden
  • 9% wären selbst auch froh, ein Organ zu erhalten, wenn sie eines benötigen
  • 6% wegen einer positiven Einstellung zur Organ- und Gewebespende
  • 5% weil es einen großer Bedarf an Organen und lange Wartelisten gibt

Viele reden mit Ihren Angehörigen nur ungern über Themen wie das eigene Sterben oder den Tod. Tritt der Fall des Hirntods dann ein und liegt kein Organspendeausweis vor, sind viele Angehörige mit der Situation und der zu treffenden Entscheidung überfordert. Ein Grund mehr, das Thema einfach einmal zu besprechen.

Ich möchte nicht, dass meine Organe gespendet werden!

Auch dass kann man mit einem Organspendeausweis verhindern. Wussten Sie, dass man darauf auch “Nein” ankreuzen kann? Der Ausweis ist kein reines Spendenformular. Haben Sie Ihren Willen auf dem Ausweis negativ bekundet, dann müssen sich Ärzte und Angehörige daran halten und dürfen nicht anders entscheiden. Laut Umfrage tun dies auch 4% der Organspendeausweis-Besitzer.

Sie haben auch die Möglichkeit, Ihre Zustimmung mit Einschränkungen zu geben, das bedeutet, Sie können Organe von der Spende ausschließen oder die Zustimmung nur für bestimmte Organe erteilen.
Die Gründe gegen eine Entscheidung zur Organspende können vielfältig sein, wie die Umfrage des BZgA zeigt:

  • 27% Vorstellung, als Spender nicht geeignet zu sein
  • 20% Angst oder Unsicherheit bezüglich der Organentnahme
  • 19% Angst vor Missbrauch, mangelndes Vertrauen in das Organspendesystem
  • 12% religiöse, ethische, spirituelle Gründe
  • 9% wegen einer negativen Einstellung zur Organ- und Gewebespende

Oftmals ist es aber auch der Fall, dass viele Menschen nicht ausreichend über das Thema Organspende informiert sind.

Wo gibt es mehr Informationen zur Organspende?

Auf der Webseite www.organspende-info.de kann man sich eingehend über den Verlauf einer Organspende, die Verteilung an die Empfänger und Spendenarten informieren. Auch welche Organe überhaupt für eine Spende in Frage kommen, erfahren Sie dort.

Sie können auch mit einem einfachen Online-Formular einen eigenen Ausweis zum Ausdrucken erstellen.
Auch der Organspende-Tag hat einen eigene Webseite: www.organspendetag.de

Ab wann kann ich einen Organspendeausweis haben?

Das Mindestalter für das gültige Ausfüllen des Organspendeausweises beträgt 14 Jahre. Allerdings können Sie in diesem Alter der Spende noch nicht selbst zustimmen, sondern den Ausweis nur nutzen, um die Spende zu untersagen. Ab 16 Jahre können alle frei entscheiden und der Spende ihrer Organe zustimmen.

Ok, Ausweis ausgefüllt! Was nun?

Der Organspendeausweis ist nicht offiziell registriert. Das heißt, Sie sollten ihn immer bei sich tragen oder für andere zugänglich aufbewahren, so dass er im Notfall gefunden wird. Sie sollten auch Ihre Angehörigen über Ihre Entscheidung und den Ort der Aufbewahrung informieren.

Haben Sie in dem Ausweis festgehalten, dass jemand anderes für Sie die Entscheidung treffen soll, dann informieren Sie auch diese Person darüber, so dass sie nicht davon überrascht wird.

Wenn Sie Schwierigkeiten haben, das Thema anzusprechen, dann rät unsere Kanzleipartnerin:
Anlässe für diese Gespräche gibt es viele. Täglich gibt es Berichte über Unfälle mit weitreichenden Folgen. Es sind nicht immer „die Anderen“ und auch nicht immer nur ältere Menschen, die von solchen betroffen sind. Das werden auch Angehörige verstehen und dann vielleicht sogar ebenfalls Verfügungen treffen wollen.

Sind sie auch für andere Notfälle abgesichert? Weitere Vorsorgedokumente, wie eine Patientenverfügung, eine Vorsorgevollmacht oder eine Betreuungsverfügung, können Sie ganz einfach mit Smartlaw erstellen.