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Verträge aus dem Anwaltsautomaten
Das war keine leichte Aufgabe, die sich die Gründer von SmartLaw (www.smartlaw.de) gestellt hatten. Doch am Ende einer ungewöhnlichen Kooperation zwischen Anwälten und Softwareentwicklern haben sie es geschafft: Seit September lassen sich die unterschiedlichsten Verträge schnell und sicher erstellen – und zwar online.
Mit der Konsequenz des Berliner Start-ups hatte sich zuvor noch kein Unternehmen an die technologische Herausforderung gewagt, eine Software zu entwickeln, mit der sich Verträge, Vereinbarungen oder Vollmachten automatisiert erstellen lassen, die individuell und dennoch rechtssicher sind.
Bisher gibt es bestenfalls Dienste, die es erlauben, vorgefertigte Lückentexte bequem am Bildschirm auszufüllen. Allerdings wird dabei der tatsächliche Gestaltungsspielraum eines Dokuments kaum ausgeschöpft. Allein für einen Arbeitsvertrag gibt es beispielsweise mehrere hundert verschiedene Variationen, abhängig unter anderem von der Befristung des Arbeitsverhältnisses, den Arbeitszeiten, Überstundenregelungen oder Bonuszahlungen. Mit Werkverträgen, Mietverträgen oder auch Vorsorgevollmachten verhält es sich ähnlich.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Lückentexten wählte SmartLaw einen neuen Ansatz. Am Anfang steht hier buchstäblich ein leeres Blatt, das nach und nach, Wort für Wort und Satz für Satz gefüllt wird – und zwar nur mit jenen Inhalten, die für eine ganz individuelle Situation passen. Das Ganze basiert auf einem Frage-Antwort-Dialog, wie er auch im realen Leben zwischen Anwalt und Mandant stattfinden könnte. Dafür werden unterschriftsfertige Rechtsdokumente aus zahlreichen Textelementen generiert. Entscheidend für die Auswahl der Textelemente sind Fakten, die sich aus den im Dialog erhaltenen Antworten ergeben. Mit Hilfe von problembezogenen Regelsätzen und einem eigens konzipierten Expertensystem wird darüber hinaus implizites Wissen aus Fakten gefolgert, um die Zahl der notwendigen Folgefragen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und Antworten zu überprüfen. Ist zum Beispiel gefragt worden, wie häufig ein befristetes Arbeitsverhältnis verlängert worden ist und wie lange es bereits besteht, so können konkrete Vorschläge für verbleibende Beschäftigungsoptionen gemacht werden. Auch lässt sich die rechtliche Gültigkeit von Antworten, mit Blick auf zuvor gegebene Antworten, beurteilen.
Die große Herausforderung für die SmartLaw Entwickler waren dabei nicht die Algorithmen für die Textgenerierung, oder das Expertensystem für die Auswertung der Ergebnisse des Frage-Antwort- Dialogs, sondern die Formalisierung des Wissens von Fachjuristen, so CTO David Linner. „Wir mussten Anwälte in die Lage versetzen, ihr Wissen und ihre Erfahrung so einfach wie möglich einer Maschine verständlich zu machen.“ Das Rückgrat des Angebots von SmartLaw bildet deshalb eine speziell entwickelte Redaktionslösung, mit deren Hilfe Wissen über juristische Zusammenhänge und deren Bedeutung für ein Dokument auch von Juristen gepflegt werden kann. Das Ganze geschieht in einem laufenden Prozess, der sicherstellt, dass die generierten Dokumente stets auf dem aktuellen Stand der Rechtsprechung sind.
Die konzeptionellen Grundlagen der Technologie entstanden während einer Serie von fachübergreifenden Workshops. Erfahrene Softwareingenieure ließen sich von ausgewiesenen Fachjuristen erläutern, wie Rechtsdokumente im Einzelnen entstehen und welche Arten von Gestaltungsspielräumen es gibt.